Mehrschichtige Verteidigung
Die European Sky Shield Initiative (ESSI) zielt darauf ab, die zukünftige Sicherheit der europäischen Luftverteidigung zu gewährleisten. 21 Länder haben sich dieser Initiative bereits angeschlossen. Mit den Radargeräten TRML-4D und SPEXER 2000 3D MkIII liefert HENSOLDT bereits einen wesentlichen Teil der benötigten Radartechnologie. Und der deutsche Sensorspezialist verfügt über weitere Technologien, die die Fähigkeiten des kommenden Schutzschildes weiter stärken können.
Eine Herausforderung für Europa
Russland setzt in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht nur "traditionelle" Kampfflugzeuge und Marschflugkörper ein, sondern auch Drohnen sowie ballistische und Hyperschallraketen.
Eine wirksame Luftverteidigung ist daher zu einem Thema von erheblicher Bedeutung im öffentlichen Diskurs geworden. Während einer Rede in Prag Ende August 2022 erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, dass Deutschland massiv in seine Luftverteidigungsfähigkeiten investieren werde.
Gleichzeitig lud er die europäischen Partner zu einer internationalen Zusammenarbeit ein. Knapp sechs Wochen später, Mitte Oktober 2022, unterzeichneten 15 Nationen eine Absichtserklärung zur Weiterführung der European Sky Shield Initiative. Inzwischen haben sich weitere sechs Staaten der Initiative angeschlossen. Ziel der ESSI ist die Stärkung der europäischen Luftverteidigung durch eine beschleunigte gemeinsame Beschaffung.
Um schnelle Fortschritte zu erzielen, wollen die ESSI-Mitglieder die entsprechenden Systeme gemeinsam beschaffen, nutzen und warten.
Mehrere Abhörschichten
Bildlich gesprochen besteht die Luftverteidigung aus mehreren Abfangschichten unterschiedlicher Reichweite, die sich überlagern. Die verschiedenen militärischen Systeme ergänzen sich aufgrund ihrer unterschiedlichen Abfangebenen, d. h. der unterschiedlichen Entfernungen und Höhen, in denen die eingesetzten Systeme arbeiten. Dazu gehören kurze und sehr kurze Reichweiten (bis 6 km) sowie die mittleren und oberen Ebenen (bis 35 km und darüber hinaus). Wir können auch zwischen Reichweiten unter und über 100 km unterscheiden.
Das System soll in den nächsten Jahren durch das Luftverteidigungssystem Nah- und Nahbereichsschutz (LVS NNbS) ersetzt werden. Der Entwicklungsauftrag wurde an die ARGE NNbS, eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen HENSOLDT, Rheinmetall und Diehl Defence, vergeben.
Das Gesamtsystem IRIS-T-SLM deckt den mittleren Bereich ab. Für große Reichweiten nutzen Deutschland und andere Nationen das US-System Patriot (bis zu 100 km). Für sehr große Reichweiten wird der Bundeswehr ab 2025 auch das israelische Flugabwehrsystem Arrow 3 (über 100 km) zur Verfügung stehen.
Der Beitrag von HENSOLDT zum Radar
Das bereits erwähnte IRIS-T-SLM ist eine der Vorzeigetechnologien von ESSI und integraler Bestandteil der Mittelstreckenverteidigung der Initiative. Das HENSOLDT-Radar TRML-4D ist neben der taktischen Einsatzzentrale und den Startgeräten für die Lenkflugkörper die wichtigste Komponente des Flugabwehrraketensystems.
TRML-4D stellt bereits seit zwei Jahren in der Ukraine seine Aufklärungsfähigkeit gegen russische Angriffe zuverlässig unter Beweis. Es basiert auf der neuesten AESA-Radartechnologie (Active Electronically Scanned Array) und gewährleistet die schnelle Erfassung und Verfolgung von rund 1.500 Zielen in einem Radius von bis zu 250 Kilometern.
Es ist in der Lage, alle Arten von Luftzielen - Marschflugkörper, Raketen, Drohnen oder Flugzeuge - schnell und zuverlässig zu erkennen, zu verfolgen und für den Einsatz zu klassifizieren.
Zuverlässige Erkennung von Bedrohungen im Nah- und Fernbereich
Ein weiteres HENSOLDT-Radar im Rahmen der Skyshield-Initiative ist das SPEXER 2000, das Bedrohungen im Nah- und Fernbereich zuverlässig aufspüren kann und eines der führenden Radare zur Abwehr unbemannter Flugzeuge ist.
Die Variante SPEXER 2000 3D MkIII wird nun Teil der neuen Skyranger-Flugabwehrpanzerung. Die Verträge für die ersten Beschaffungen sind bereits unterzeichnet worden.
Ein wesentlicher operativer Vorteil dieses Radars ist die hohe Qualität der Zielklassifizierung und die Fähigkeit, Ziele während der Fahrt oder im Flug präzise zu verfolgen.
Erhebliche Chancen
Das Twinvis von HENSOLDT könnte ebenfalls einen wertvollen Beitrag zu ESSI leisten. Das passive Radar sendet nicht selbst, sondern ortet Ziele durch die Analyse der reflektierten Signale von vorhandenen externen Sendern. Diese "passive" Technologie schafft einen großen Mehrwert im Bereich der Luftverteidigung, insbesondere in Kombination mit TRML-4D - genannt TwinSens.
TwinSens liefert ein Luftbild, das zunächst ohne HF-Übertragungen und damit ohne das Risiko einer feindlichen Entdeckung erstellt wird. Das TRML-4D sendet während dieser Zeit nicht und kann daher nicht entdeckt werden. Erste Erfolge wurden bei einem Treffen internationaler Streitkräfte zum Einsatz passiver Aufklärungstechnologien im Herbst 2024 erzielt, gefolgt von weiteren positiven Messkampagnen im Sommer 2024.
ESSI ist eine wichtige Initiative, um die Fähigkeitslücken in der europäischen Luftverteidigung zu schließen. Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, um den Erfolg der Initiative zu gewährleisten.
Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber HENSOLDT ist bereit, seinen Beitrag zu leisten.