Technologischer Radarsprung
Active Electronically Scanned Array (AESA, oder E-Scan) Radare sind ein wesentliches Merkmal für moderne Kampfflugzeuge wie den Eurofighter Typhoon. Diese fortschrittliche Fähigkeit wird von HENSOLDT und seinen Partnern seit einiger Zeit entwickelt und hat vor kurzem dazu geführt, dass die ersten E-Scan-Radare für Typhoon-Exportaufträge für Kuwait und Katar geliefert wurden.
Kurz und bündig: Ziel ist ein neues Eurofighter-Radar
Jetzt hat der Sensorspezialist HENSOLDT den Auftrag erhalten, AESA-Radare für die 38 Eurofighter Typhoon der Tranche 4 zu liefern, die für die deutsche Luftwaffe unter dem Projektnamen Quadriga in Auftrag gegeben wurden, sowie ein umfangreiches Nachrüstungsprogramm für frühere Flugzeuge der Tranche 2 und 3.
Außerdem ist das Unternehmen zum ersten Mal federführend bei der Entwicklung eines neuen Radars. Das neue Radar, das Mitte des Jahrzehnts eingeführt werden soll, erfüllt neue operationelle Anforderungen, indem es die erste Generation des Typhoon E-Scan-Radars um erhebliche Fähigkeiten erweitert.
ECRS MK1 Entwicklung
HENSOLDT und seine Partner im branchenübergreifenden EuroRADAR-Konsortium - Leonardo im Vereinigten Königreich und in Italien, Indra in Spanien - entwickelten gemeinsam das erste AESA-Radar für den Typhoon. Das Ergebnis ist das heute als CAPTOR-E, Radar 1+ oder einfach Mk0 bekannte Gerät, das für die von Kuwait und Katar bestellten Typhoons ausgewählt wurde. HENSOLDT liefert Antennen und andere Komponenten für dieses Programm und wird dies auch bei allen weiteren Mk0-Verkäufen und Folgeaufträgen tun. Gleichzeitig unterstützt das Unternehmen auch weiterhin das ursprüngliche mechanisch abgetastete CAPTOR-M-Radar des Typhoon.
Für die neu gebauten Quadriga-Flugzeuge und die Aufrüstung der bestehenden Flotte wird HENSOLDT das ECRS (Eurofighter Common Radar System) Mk1-Radar entwickeln und produzieren. Die vollständige Entwicklung dieses Sensorsystems wurde bereits im Juni 2020 von dem Unternehmen und seinem spanischen Partner Indra nach der Genehmigung durch den Deutschen Bundestag eingeleitet.
Das Mk1 verwendet zwar "alte" Mk0-Komponenten, führt aber einen neuen digitalen Mehrkanal-Empfänger und Sende-Empfangs-Module (TRM) mit deutlich erhöhter Bandbreite ein. Diese verbesserten Fähigkeiten ermöglichen die Implementierung neuer Funktionen wie elektronischer Angriff, verbesserte Zielerkennung und UHR-SAR-Bildgebung (Ultra-High-Resolution Synthetic Aperture Radar).
Großer Auftrag, großes Potenzial
HENSOLDT hat 150 Mk1 bestellt, um die Quadriga-Flugzeuge und die bestehende Luftwaffenflotte nachzurüsten, wobei letztere die Flugzeuge der Tranche 2 und 3 abdeckt.
Die ECRS Mk1-Radare werden zunächst in einer so genannten "Step 1"-Konfiguration installiert, die die bestehenden Fähigkeiten des MK0 erheblich erweitert, aber das HENSOLDT/Indra-Team plant bereits die "Step 2"-Iteration. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um ein umfangreiches Software-Upgrade, das die dem System innewohnenden Verarbeitungsfähigkeiten weiter ausschöpft und aufgabenbezogenes Management, elektronische Kampfführung sowie andere fortschrittliche Funktionen hinzufügt. Das hohe Entwicklungstempo im Bereich der Elektronik und vor allem der Digitalisierung führt zu immer neuen Anwendungen.
"So wird der Eurofighter in Zukunft von einem Primärsensor profitieren, der technologisch auf höchstem Niveau ist und die Überlebensfähigkeit des Flugzeugs auch in hochintensiven Konflikten verbessern wird."
Dr. Torben BrackLeiter des Vertriebs Eurofighter Radar
Der bereits beträchtliche Bedarf an Mk1-Radaren wird voraussichtlich noch steigen. Spanien benötigt 20 neue, mit MK1 ausgestattete Eurofighter Typhoons, um seine EF-18 Hornets im Rahmen seines "Halcon"-Projekts zu ersetzen, und könnte auch einige seiner vorhandenen Typhoon-Flugzeuge der Tranche 2/3 nachrüsten. Außerdem wird erwartet, dass Deutschland im Rahmen seines Tornado-Ersatzprogramms im Laufe dieses Jahrzehnts eine weitere Serie neuer Eurofighter Typhoons der Tranche 5 beschaffen wird.
Für HENSOLDT bedeutet diese Vielzahl und das steigende Volumen des E-Scan-Radargeschäfts eine erhebliche Aufstockung des Personals und der Produktionskapazität. Beispielsweise werden im nächsten Jahrzehnt mehr als 250.000 Sende-/Empfangsmodule (TRM) für die Mk1-Antennen benötigt, die alle in der hochspezialisierten Mikrowellenfabrik des Unternehmens in Ulm hergestellt werden.
Der EuroRADAR-Führer und -Partner Leonardo wird weiterhin einige Elemente des Mk1-Radars als Teil des ECRS-Rahmens liefern, ebenso wie HENSOLDT Komponenten für das Mk0- und möglicherweise das von Leonardo geleitete Mk2-Radar liefern wird, das für das Vereinigte Königreich und Italien entwickelt wird.
Zukünftiges Kampfflugzeugsystem
Der Eurofighter Typhoon wird voraussichtlich bis mindestens 2060 im Einsatz sein und als solcher weitere Fähigkeitsverbesserungen erfahren, insbesondere da er als Teil des Future Combat Air System (FCAS) eingesetzt werden soll, das derzeit von Frankreich, Deutschland und Spanien entwickelt wird.
Ausgestattet mit dem neuen Mk1-Radar - insbesondere in seiner "Step 2"-Variante - wird der Typhoon ein idealer "Legacy"-Partner für das Kampfflugzeug der nächsten Generation sein, der in der Lage ist, an komplexen Operationen teilzunehmen, bei denen die Luftkampfwolke sowie die Fähigkeiten des Fernträgers genutzt werden.
Das Radar ist auch ein integraler Bestandteil des Entwicklungsplans für den Typhoon, des LTE-Programms (Long-Term Evolution), mit dem sichergestellt werden soll, dass das Flugzeug auch in den kommenden Jahrzehnten eine einsatzfähige Kampfplattform bleibt.
Mit der Auslieferung des ECRS Mk0, der Bestellung des Mk1 und dem Bau von Mehrkanal-Empfangsgeräten ist der Weg zur Ausstattung des Eurofighter Typhoon mit einem AESA-Radar nun endlich Realität geworden. HENSOLDT stand im Mittelpunkt dieses Entwicklungsprozesses und ist nun führend bei der Einführung der bahnbrechenden AESA-Technologie an der Front.