HENSOLDT-Passivradar für den Einsatz in der zivilen Luftfahrt

DFS und HENSOLDT unterzeichnen Kooperationsvertrag
Ulm, 02. Oktober 2024 - Der Sensorik-Lösungsanbieter HENSOLDT arbeitet mit der Deutschen Flugsicherung (DFS) zusammen, um die Nutzung seines Passivradars Twinvis für die zivile Flugsicherung zu ermöglichen. Jetzt wurde ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, mit dem Ziel, das Twinvis-Passivradar bis Ende 2026 für die zivile Nutzung zu zertifizieren.
Twinvis ist ein auf modernster Digitaltechnik basierendes Passivradar, das sowohl für die militärische Luftraumüberwachung mit großer Reichweite als auch für die zivile Flugsicherung eingesetzt werden kann. Ein Passivradar fungiert als reiner Empfänger, d.h. es sendet nicht selbst und ortet Ziele durch Auswertung der reflektierten Signale von vorhandenen Fremdsendern. Im militärischen Bereich ermöglicht das System die verdeckte Überwachung großer Gebiete mit vernetzten Empfängern und bietet den Vorteil, dass das Radar vom Gegner nicht geortet werden kann und sehr schwer zu stören ist.
Zwei vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) geförderte Studien haben bereits wichtige Erkenntnisse darüber geliefert, ob das Twinvis-Passivradar auch für zivile Anwendungen (Flugsicherung) genutzt werden kann. Zu diesem Zweck wurde das Twinvis-System zum Beispiel in der Nähe des Frankfurter Flughafens installiert. HENSOLDT und die DFS arbeiteten bei beiden Studien als Partner zusammen. Durch die gemeinsamen Testreihen und Live-Luftbilder an nationalen Flughäfen konnte sich die DFS von der Reife der passiven Sensortechnologie überzeugen. Die Kombination der nicht rotierenden passiven Radarantenne mit der fortschrittlichen Software Twinvis ermöglicht es beispielsweise, die Position aller erfassten Flugzeuge im Sekundentakt zu aktualisieren. Das bedeutet, dass Spuren von schnell manövrierenden Luftzielen, wie z.B. Segelflugzeugen oder Militärflugzeugen, mit einem hohen Maß an Stabilität verfolgt werden können.
"Die Studien haben gezeigt, dass das Passivradar auch für die Absicherung des zivilen Luftverkehrs sehr effektiv ist", so HENSOLDT-Geschäftsführer Oliver Dörre. "Nachdem das System bereits im militärischen Bereich erfolgreich eingesetzt wird, bietet es auch für die Flugsicherung ein erhebliches Marktpotenzial."
Aus Sicht der Flugsicherung ist die Passivradartechnik besonders attraktiv, weil sie robuster und damit weniger wartungsintensiv als herkömmliche Radarsysteme sein kann. Derzeit betreibt die DFS rund 30 Radaranlagen zur Überwachung des deutschen Luftraums, die über ein großes rotierendes Primärradar verfügen. Für diese könnte es bald eine leistungsfähige und ressourcenschonende Alternative geben.
Parallel dazu arbeitet die DFS bereits an Nutzungskonzepten für die zukünftige Verwendung von Passivradardaten bei der DFS und an deren Integration in die DFS-Infrastruktur. Dazu wird noch in diesem Jahr ein System in der Nähe des Stuttgarter Flughafens stationiert werden.
"Wir sehen der gemeinsamen Erprobung am Standort Stuttgart mit großem Interesse entgegen", sagte Friedrich-Wilhelm Menge, Vorstand Technik in der DFS-Geschäftsführung. "Nach erfolgreicher Zertifizierung sehen wir Potenzial für den zukünftigen Einsatz dieser Technologie."
Über HENSOLDT
HENSOLDT ist ein führendes Unternehmen der europäischen Verteidigungsindustrie mit globaler Reichweite. Das Unternehmen mit Sitz in Taufkirchen bei München entwickelt komplette Sensorlösungen für Verteidigungs- und Sicherheitsanwendungen. Als Systemintegrator bietet HENSOLDT plattformunabhängige, vernetzte Lösungen. Als Technologieführer treibt das Unternehmen zudem die Entwicklung von Verteidigungselektronik und Optronik voran und erweitert sein Portfolio kontinuierlich um innovative Ansätze in den Bereichen Datenfusion, künstliche Intelligenz und Cybersicherheit. Im Jahr 2023 erzielte HENSOLDT einen Umsatz von 1,85 Milliarden Euro. Nach der Übernahme der ESG Group beschäftigt das Unternehmen rund 8.000 Mitarbeiter. HENSOLDT ist an der Frankfurter Wertpapierbörse im MDAX gelistet.
Über die DFS
DieDFS Deutsche Flugsicherung GmbH (DFS) ist ein staatliches Unternehmen in privater Rechtsform mit 5.700 Mitarbeitern zum 30. Juni 2024. Die DFS sorgt für einen sicheren und pünktlichen Ablauf des Flugverkehrs über Deutschland. Rund 2.200 Fluglotsen leiten in Spitzenjahren mehr als drei Millionen Flüge durch den deutschen Luftraum, bis zu 10.000 pro Tag. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Bremen, Karlsruhe, Langen und München sowie Kontrolltürme an den 15 ausgewiesenen internationalen Flughäfen in Deutschland. Die Tochtergesellschaft DFS Aviation Services GmbH vermarktet und vertreibt Produkte und Dienstleistungen rund um die Flugsicherung und übernimmt die Flugsicherung an neun Regionalflughäfen in Deutschland und am Flughafen Edinburgh in Großbritannien. Die DFS arbeitet an der Integration von Drohnen in den Luftverkehr und hat mit der Deutschen Telekom ein Joint Venture, die Droniq GmbH, gegründet. Weitere Tochtergesellschaften sind die R. Eisenschmidt GmbH, die Publikationen und Produkte für die allgemeine Luftfahrt vertreibt, und die Kaufbeuren ATM Training GmbH (KAT), die Schulungen für militärisches Flugsicherungspersonal anbietet. Das Joint Venture FCS Flight Calibration Services GmbH bietet Flugvermessungsdienstleistungen an.
www.dfs. de
Pressekontakt:
Nico Fritz
Tel.: +49 (0)731.392.6203
E-Mail: nico.fritz@hensoldt.net