Wie MDOcore zum digitalen Rückgrat einer vernetzten Gefechtsführung wird
Streitkräfte sammeln so viele Daten wie nie zuvor – doch im entscheidenden Moment fehlen oft die Antworten. Sensoren erfassen, Systeme melden, Führungsstellen werten aus, und dennoch bleibt das militärische Lagebild fragmentiert. Warum ist das so? Und was muss sich ändern, damit Streitkräfte in der Dynamik moderner Konflikte nicht nur reagieren, sondern vernetzt führen können? MDOcore liefert darauf eine Antwort – und markiert den Beginn einer neuen, integrierten Operationsrealität.
Das Datenparadox moderner Streitkräfte
Wer heute in die Lagezentren militärischer Streitkräfte blickt, erkennt ein Paradox moderner Kriegsführung: Noch nie standen so viele Daten zur Verfügung – und selten war es so schwierig, aus ihnen in der nötigen Geschwindigkeit die richtigen Entscheidungen abzuleiten. Moderne Streitkräfte erzeugen zwar enorme Mengen an Sensor- und Plattformdaten, doch diese liegen oft in inkompatiblen Formaten vor oder verbleiben ganz im einzelnen Waffensystem.
Datenströme laufen parallel, aber selten wirklich zusammen. Systeme und Informationen sind fragmentiert. Vieles muss per Hand zusammengeführt, parallel abgefragt oder gar mehrfach interpretiert werden. Das verzögert Entscheidungen und führt dazu, dass wertvolle Informationen ungenutzt bleiben.
Es ist ein Zustand, der nicht aus fehlender Technologie entsteht, sondern aus einem strukturellen Erbe der vergangenen Jahrzehnte: Militärische Systeme wurden in getrennten Linien entwickelt, optimiert und beschafft.
Jede Plattform folgt ihrer eigenen Logik, nutzt eigene Datenformate, spricht eigene Schnittstellen. Das Ergebnis ist eine Vielzahl von Informationsinseln – und ein enormer Anspruch an die Soldatinnen und Soldaten, die unter Zeitdruck entscheiden müssen.
„Wir haben eine Vielzahl hervorragender Sensoren“, beschreibt ein Offizier aus einem Heereskommando die Lage, „aber wir haben kein System, das alles sofort zusammenführt.“
Es ist ein Satz, den man in verschiedenen Ausprägungen in nahezu allen Teilstreitkräften hört. Zwar erzeugt ein moderner Verband heute mehr verwertbare Informationen als je zuvor. Jedoch nur fragmentiert und damit nur selten in der Form, in der sie unmittelbar zu einer Handlung befähigen.
Warum militärische Lagebilder noch immer lückenhaft sind
Der Blick auf den zivilen Technologiemarkt verleitet oft zu einem Missverständnis. Smartphones navigieren uns spielend durch Innenstädte, verknüpfen GPS, Kartendaten, Verkehrsfluss und Nutzerdaten. Autos fassen Sensorik zu Fahrassistenzfunktionen zusammen. Streamingdienste analysieren Datenmengen in Echtzeit. Warum sollte ein militärisches Lagebild nicht dieselbe Eleganz erreichen?
Die Antwort ist ernüchternd: Weil militärische Wirklichkeit sich fundamental unterscheidet. Klassische Waffensysteme sind für spezifische Anwendungen entwickelt worden, proprietär, und damit an einen Hersteller gebunden. Änderungen am System sind damit sehr zeitaufwendig und teuer und Daten liegen nur in Silos vor.
Zudem entsteht militärische Information oft an Orten, an denen Rechenleistung und Bandbreiten knapp sind – in Gefechtsfahrzeugen, in mobilen Führungsstellen, auf Schiffen, in luftgestützten Sensor-Plattformen – und in Gefechtsfeldern, wo Gegner Datenverbindungen aktiv stören, abfangen und so unterbinden.
Genau hier liegt der Kern des Problems: Militärische Daten entstehen verteilt, heterogen und unter widrigen Bedingungen, gekapselt in Silos. Sie lassen sich nicht einfach „zusammenklicken“. Sie müssen übersetzt, bewertet, priorisiert und abgesichert werden. Sie müssen vor jeglichem Cyber-Eingriff geschützt sein. Und sie müssen trotz Störungen oder Verlust von Verbindungen verfügbar bleiben. Erst wenn all das gelingt, kann echte Informationsdominanz entstehen – jener Zustand, in dem Streitkräfte schneller und präziser verstehen, was geschieht, und ihre Kräfte entsprechend ausrichten können.
Der neue Ansatz: MDOcore als digitales Rückgrat für Multi-Domain Operationen
Mit MDOcore entwickelt HENSOLDT eine Lösung, die genau an diesen strukturellen Bruchstellen ansetzt.
Die Software-Suite hebt die Informationsdominanz auf ein neues Level. Sie übersetzt, harmonisiert und fusioniert Daten aus verschiedenen Waffensystemen und Domänen – Land, Luft, See, Cyber und Weltraum – über STANAG-konforme Schnittstellen, bewertet Quellen automatisiert, führt Mehrfachmeldungen zusammen und priorisiert Informationen.
Zudem kann MDOcore verschiedene Systeme und Sensoren miteinander verbinden – egal aus welcher Generation oder von welchem Hersteller das Waffensystem stammt. Eine Nachrüstung ist in den meisten Fällen einfach und unkompliziert möglich.
Dadurch entsteht ein konsistentes, nachvollziehbar domänen-übergreifendes Lagebild, das echtzeitnah und unter verschiedensten Einsatzbedingungen verfügbar ist.
MDOcore kann somit als „Universalübersetzer militärischer Systeme“ beschrieben werden. Dabei erledigt die Software mehr als einfache Vernetzung, sie leistet komplexe „Übersetzungsarbeit“. Sie ordnet Daten zeitlich zu, prüft deren Herkunft, bewertet die Glaubwürdigkeit, priorisiert Sensorkanäle und führt Informationen verschiedener Systeme zu einer konsistenten, geprüften Lage zusammen. MDOcore erkennt, wenn zwei Sensoren denselben Gegner melden, gleicht ihre Angaben ab und schafft aus fragmentierten Einzelmeldungen ein belastbares Gesamtbild.
Im Zentrum steht eine moderne Cloud-Fog-Edge-Architektur. Während Sensoren an der Front Daten auf der Edge lokal vorverarbeiten und nur essenzielle Informationen weiterleiten, laufen im Hintergrund verteilte Knotenpunkte in kleinen Fog- oder großen Cloud-Rechenzentren, die Daten fusionieren und nach militärischen Regeln priorisieren.
Selbst wenn einzelne Verbindungen abbrechen oder gestört werden, arbeitet das engmaschig vernetzte System weiter – ein wesentlicher Unterschied zu klassischen einheitlichen Führungssystemen, die auf stabile Kommunikationsnetze angewiesen sind.
„Wir haben MDOcore so entworfen, dass es auch in degradierten Umgebungen wirkt. Das System fällt nicht aus, wenn ein Knoten ausfällt – es organisiert die verbleibenden Ressourcen einfach neu.“
Ein Blick in die Einsatzrealität
Wie groß der Unterschied sein kann, zeigt ein Beispiel aus multinationalen Verbänden. Ein deutsches Radar erkennt eine schnelle Annäherung. Wenige Sekunden später liefert eine Drohne einer Partnernation Livebilder aus derselben Richtung. In einem anderen System meldet eine Aufklärungseinheit ungewöhnliche Funksignaturen.
Heute müssten diese Meldungen über verschiedene Ebenen manuell zusammengeführt werden – ein Prozess, der meistens nicht funkioniert, und wenn dann lange dauert und menschliche Fehleinschätzungen nicht ausschließt.
Mit MDOcore hingegen entsteht ein gemeinsames, harmonisiertes Lagebild in Sekunden. Die Software erkennt Zusammenhänge, gleicht Zeitstempel ab, prüft die Verlässlichkeit der Quellen und bietet der Führungsstelle ein System- und Domänenübergreifendes Lagebild als Entscheidungsgrundlage, das nicht nur vollständig, sondern auch nachvollziehbar ist. Damit wird die klassische Abfolge aus Beobachtung, Bewertung und Entscheidung zur Wirkung dramatisch verkürzt – und das in einem Umfeld, in dem Sekunden über Verlust oder Erfolg entscheiden können.
Warum der Drohnen-Mythos in die Irre führt
In der öffentlichen Debatte gilt oft die Drohne als Symbol moderner Kriegsführung. Sie kann aufklären, verfolgen, wirken. Doch dieser Eindruck ist trügerisch.
Drohnen liefern wertvolle Bilder, aber sie erzeugen nur Rohinformation und können nur punktuell wirken. Ohne die Anbindung an Artillerie, Fliegerabwehr, Führungsstellen und bodengebundene Systeme bleibt diese Information ein Einzelereignis – nützlich, aber nicht im Ganzen wirksam.
Erst durch das Zusammenspiel verschiedener Kräfte entsteht Wirkung. Genau hier entfaltet MDOcore seinen Mehrwert. Das System verbindet die Aufklärung der Drohne mit der Zielaufnahme eines Radars, mit der Wirkung eines Effektors und mit der übergeordneten Entscheidungslogik der Führung.
Drohnen sind ein wichtiger Teil des Puzzles, aber nur über die Vernetzung in den Gesamtverbund kann das gesamte Potential genutzt werden.
Informationsdominanz als Grundlage militärischer Überlegenheit
In Fachkreisen hat sich längst der Dreiklang etabliert, der moderne Operationen prägt: Informationsdominanz, Entscheidungsdominanz, Wirkungsdominanz. Jede Ebene baut auf der vorherigen auf.
Ohne belastbare Daten keine schnellen Entscheidungen. Und ohne schnelle Entscheidungen keine koordinierte Wirkung. Genau das führt zu einer Eskalationsdominanz, die wesentliche Voraussetzung für eine glaubhafte Abschreckung ist.
MDOcore adressiert genau diese Kette. Es führt Daten zusammen, reduziert Komplexität, schafft Klarheit und ermöglicht eine Geschwindigkeit, die klassische Systeme kaum erreichen.
Wer das Gefechtsfeld zuerst versteht, entscheidet schneller – und zwingt damit dem Gegner den Takt auf. In einer Zeit, in der Konflikte immer hybrider, schneller und unberechenbarer werden, wird dieser Vorsprung zur eigentlichen strategischen Ressource.
„Wer MDOcore versteht, erkennt schnell, dass es nicht um Software geht. Es geht darum, wie Europa künftig Krieg verhindert – durch Überlegenheit in Daten, Geschwindigkeit und Souveränität. Und das nicht als Zukunftsvision, sondern als kurzfristig einsatzbereite Fähigkeit.“
Fazit: Der Beginn einer neuen Operationsrealität
MDOcore ist keine Software im klassischen Sinne. Es ist eine neue Form der Gefechtsfeldlogik. Ein System, das versteht, was Daten bedeuten, statt sie nur darzustellen. Es schafft Übersicht, wo bisher Parallelwelten existierten, und verbindet Systeme aller Domänen und Teilstreitkräfte, die zuvor nur mühsam zusammengeführt werden konnten.
So schafft MDOcore einen durchgehend vernetzten Informationsraum, in dem Daten nicht nur dargestellt, sondern verstanden und priorisiert werden. Die Suite legt damit die Grundlage für Informations-, Entscheidungs- und Wirkungsdominanz – und ermöglicht Streitkräften eine Form der Gefechtsführung, die der Dynamik moderner Bedrohungen gerecht wird.
Was entsteht, ist mehr als ein Lagebild: Es ist ein vernetztes Operationsgeflecht, das Streitkräfte in die Lage versetzt, schneller zu entscheiden, präziser zu wirken und in einem extrem dynamischen Umfeld die Initiative zu behalten. In einer Welt wachsender Bedrohungen wird genau diese Fähigkeit darüber entscheiden, wer vorbereitet ist – und wer nur reagiert.
